Dieses Mal führt mich mein Ausflug in das ehemalige Stasi Gefängnis Berlin im Stadtteil Hohenschönhausen. Seit ich die Serie Weißensee auf Netflix gesehen habe, bin ich mehr denn je an der DDR Geschichte interessiert.
Die Gedenkstätte Hohenschönhausen spielte eine bedeutende Rolle in jener Zeit. Also buchte ich mir eine Führung für die Gedenkstätte Hohenschönhausen, um mehr zu erfahren. Lese in diesem Beitrag von meiner bewegenden Führung.
Inhaltsübersicht
Anfahrt zum Stasi Gefängnis Berlin Hohenschönhausen
Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist die Anfahrt zu dieser Gedenkstätte recht einfach. Ab Alexanderplatz fährt die Tram M5 bis zur Freienwalder Straße oder auch die Linie M6 bis Gensler Straße, von dort sind es jeweils nur noch wenige Gehminuten. Gegenüber der Gedenkstätte können aber auch problemlos Fahrräder angeschlossen werden. Da das ehemalige Stasi Gefängnis in einem Wohngebiet liegt, sind auch kostenfreie Parkplätze in der Umgebung vorhanden, jedoch sind diese limitiert. Daher empfehle ich eine Anreise per Fahrrad oder mit der Tram.
Anschrift: Gedenkstätte Hohenschönhausen, Genslerstraße 66, 13055 Berlin
Öffnungszeiten und weitere Informationen
Nur im Rahmen einer geführten Tour ist es möglich die Gebäude der ehemaligen Haftanstalt zu besichtigt. Diese finden täglich mehrmals statt. Die genauen Zeiten findest Du auf der Webseite der Gedenkstätte Hohenschönhausen. Sonderausstellungen sind allerdings in der Zeit von 9 Uhr bis 18 Uhr sogar kostenfrei für Besichtigungen.
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Führung mit einem Zeitzeugen
Nachdem unsere Gruppe zunächst einen kurzen Film zur Geschichte gesehen hat, wurden wir von Manfred zur Führung begrüßt. Er ist ein Zeitzeuge und gewährt uns einen Einblick in seine Vergangenheit. Im Jahre 1971/72 hat er etwa 9 Monate hier in der Untersuchungshaftanstalt verbracht. Wie er uns verrät, hat er mehrere Jahre lang Menschen bei der Flucht von Ost-Berlin nach Westdeutschland geholfen. Die Flüchtigen wurden in Fahrzeugen nach Ungarn gebracht, um von dort über Österreich mit neuen Dokumenten in die BRD einreisen zu können.
Das “U-Boot”: Zellen ohne Fenster im Keller
Unsere Führung bringt uns zunächst in den Keller. Zellentüren sind zu sehen. Wir können auch einen Blick hinein werfen. Diese bunkerartigen Zellen sind beängstigend klein, aber noch schlimmer ist, dass diese Zellen über keine Fenster sowie auch kein Tageslicht verfügen. Hier saßen die Gefangenen oft im Dunkeln in einem feuchten, kühlen Keller. Mich graust es bei der Vorstellung daran. Hier war ab 1947 das zentrale Untersuchungsgefängnis des sowjetischen Ministeriums. Ab 1951 übernahm schließlich die Stasi den gesamten Komplex um diesen Ort als zentrale Untersuchungshaftanstalt zu nutzen.
Der Neubau im Stasi Gefängnis Berlin
Wir verlassen den Keller und laufen hinüber zum sogenannten Neubau. Dabei passieren wir den Rosenhof, der jedoch nur wenige Rosengewächse hat. Ein Teil des Gebäudes besteht nur aus Büros und den Verhör Räumen.
Verhörraum
Als wir einen dieser Verhörräume betreten, kommt dieser mir bekannt vor, so als hätte ich genau diesen schon einmal gesehen. Das Stasi Gefängnis Berlin war mit unter Drehort der Serie Weißensee. Manfred bestätigt mir, das die Gegebenheiten tatsächlich gut in dieser Serie dargestellt werden. Hier wurden Verdächtige so lange verhört, bis sie sich zu ihrer angelasteten Schuld bekannten, egal ob dies der Wahrheit entsprach. So ziemlich immer waren die Vorwürfe der Stasi erfunden und falsch. Die Verdächtigen wurden massiv unter Druck gesetzt und gefoltert bis sie schließlich allem zustimmten. Mit diesen Geständnissen wurden sie dann schließlich offiziell inhaftiert und in eines der Gefängnisse nach Bautzen oder Cottbus transportiert um dort monatelang oder sogar jahrelang eine Strafe absitzen die auf Lügen der Stasi Mitarbeiter basierte.
Zellen im Neubau
Die Zellen im Neubau vom Stasi Gefängnis hatten zumindest ein kleines Fenster, dass etwas Licht einließ. Viel besser waren aber auch hier die Zustände nicht.
Gefangene waren in Einzelhaft, und durch eine Art Ampelsystem wurde sichergestellt, dass ein Inhaftierter nie auf einen anderen Inhaftierten stoß. Diese Vorgehensweise unterstütze den psychischen Druck auf die Insassen. Oft kam es vor, das Freunde oder gar Ehepartner sich gleichzeitig zum Verhör befanden ohne etwas davon zu wissen. Durch die Ungewissheit konnten die Beamten beim Verhör den Druck erhöhen indem sie falsche Versprechungen machten sowie durch Drohungen.
In einem der Verhörräume schildert Manfred uns, was ihm vorgeworfen wurde und wie auch er nach langem Widerstand sein Geständnis unterschrieb, obwohl es nicht der Wahrheit entsprach. Er bekannte sich schuldig mit dem FBI zusammenzuarbeiten. Dies brachte ihm 7 Jahre Haft in Bautzen ein.
Haftkrankenhaus
Während unserer Führung auf dem Gelände vom Stasi Gefängnis Berlin Hohenschönhausen können wir das Haftkrankenhaus nicht besichtigen. Jedoch erklärt uns Manfred, dass dort die Menschen behandelt wurden, die sich zum Beispiel bei der Flucht verletzten. Zeitzeugen berichten von unzumutbaren Zuständen. Verhöre am Krankenbett sowie Fehlbehandlungen und Folter.
Hofzelle für den Freigang
Schließlich führt uns Manfred in einen Trakt mit offenen Zelle. Diese waren für die Insassen bei guter Führung. So konnten die Gefangenen ein paar Minuten den Himmel sehen (wenn auch mit Gitter) und frische Luft atmen unter strengster Aufsicht von oben. Für viele Insassen war dies das Highlight eines Tages dort ein wenig Zeit zu verbringen, obwohl diese Zelle nur wenige Quadratmeter umfasste und sogar Sport verboten war.
Zum Abschluss berichtet Manfred, dass er gern mal mit einem Stasi Aufseher sprechen würde. Verstehen möchte er, was in diesem Menschen vorging die oft so skrupellos gehandelt haben. Aber bis heute hat sich von diesen Aufsehern jener Zeit noch Keiner bei der Stiftung als Zeitzeuge gemeldet. Manfred sieht sich berufen seine Geschichte und die vieler anderer Insassen von den Missständen zu berichten. Wir dürfen nicht vergessen, was an diesem Ort geschehen ist!
Gedanken zur Gedenkstätte Hohenschönhausen
Nachdenklich verlasse ich das Gelände nach dieser durchaus emotionalen Führung. Manfred hat recht, vergessen ist keine Option. Ich bewundere Manfred für seinen Mut diese Erfahrungen aus jener Zeit zu teilen und sich immer wieder aufs neue die Ereignisse ins Gedächtnis zu rufen. Eine Aufarbeitung ist jedoch noch lange nicht abgeschlossen.
Die Stiftung bittet Zeitzeugen sich zu melden, auch wenn diese eventuell nicht bereit sind Besuchern ihre Geschichte zu erzählen.
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